Interview mit Barbara Limberger von Südwind Feinkost, Rapperswil

Einleitung
Inklusion ist nicht nur etwas für grosse Unternehmen mit umfangreichen Ressourcen – auch kleine Betriebe können sie erfolgreich umsetzen. Barbara Limberger, Gründerin und Geschäftsführerin von Südwind Feinkost in Rapperswil, zeigt, wie es gelingen kann. Im Gespräch berichtet sie über ihre Motivation, ihre Erfahrungen und die besonderen Herausforderungen als Inklusionsbetrieb im Kleinformat.

Interview
Frau Limberger, warum haben Sie sich entschieden, einem Menschen mit Handicap im Südwind eine berufliche Chance zu geben?
Meine bisherigen Tätigkeiten in verschiedenen Institutionen und Läden, in denen inklusiv gearbeitet wurde, haben mich stark geprägt. Ich habe erlebt, wie bereichernd Begegnungen im Kundenkontakt sein können. Zudem macht es mir persönlich einfach Freude, so zu arbeiten. Inklusion war von Anfang an Teil meines Konzepts und entspricht meiner Berufsidentität – ohne sie würde in meinem Laden etwas fehlen.
Gab es besondere Herausforderungen bei der Inklusion in Ihrem kleinen Unternehmen?
Ja, vor allem weil es bei uns kein enges Aufgabenprofil gibt. Die Mitarbeitenden müssen viele unterschiedliche Tätigkeiten übernehmen. Ausserdem arbeite ich als Chefin direkt mit – es gibt momentan keine weiteren Teammitglieder. Saisonalität spielt in meinem Laden eine grosse Rolle, das Weihnachtsgeschäft ist sehr intensiv, die darauffolgenden Wintermonate hingegen eher ruhig. Das bedeutet, dass wir das Pensum jeweils entsprechend anpassen müssen.
Warum Inklusion spannend für Unternehmen ist, finden Sie in diesem Blogbeitrag.
Welche Aufgaben kann Ihre Mitarbeiterin mit Unterstützungsbedarf besonders gut übernehmen?
Sehr viele: Sie bedient die Kasse, macht den Kassenabschluss, übernimmt Botengänge, berät die Kundschaft und kennt je länger, je mehr auch die Geschichten hinter den Produkten. Sie kontrolliert Haltbarkeitsdaten, erledigt Reinigungsarbeiten, hilft mit bei der Ladengestaltung und hat sogar schon ein Eigenprodukt hergestellt. Die Vielfalt sorgt dafür, dass es nie langweilig wird.
Und welche Aufgaben sind eher schwierig oder (noch) nicht umsetzbar?
Das Käseschneiden – wegen der Verletzungsgefahr, aber auch wegen der Genauigkeit beim Bestellgewicht. Oder das Zusammenstellen und Verpacken von Geschenkkörben erfordert viel Fachwissen und Fingerspitzengefühl und machen wir deshalb oft im Teamwork. Länger allein im Laden zu sein, ist ebenfalls schwierig, weil es zum Teil sehr spezifische Kundenanfragen gibt. Zwar kann ich mal eine Stunde weg, bleibe dann aber telefonisch erreichbar.
Wie reagieren Ihre Kundinnen und Kunden auf die Zusammenarbeit mit einer Person mit Handicap?
Oft fällt es gar nicht auf und das finde ich wunderbar. Anfangs habe ich bei Kundenberatungen noch unterstützt, wir haben Schulungen gemacht und im Rollenspiel geprobt, inzwischen ist schon vieles routiniert. Marketingtechnisch nutzen wir das Thema Inklusion durchaus – denn es ist für viele Kunden und Firmen ein Plus, dass wir im Südwind einen integrativen Arbeitsplatz anbieten.
Wäre eine feste Anstellung Ihrer Mitarbeiterin denkbar?
Ja, als Vision durchaus. Wenn der Betrieb wächst, wir vielleicht einen zweiten Standort haben und es von der Entwicklung her passt, könnte ich mir das gut vorstellen.
Würden Sie erneut einem Menschen mit Handicap die Chance geben?
Unbedingt. Ideal fände ich, wenn der Südwind ein Ort werden könnte, an dem Menschen erste Erfahrungen im ersten Arbeitsmarkt sammeln und sich weiterentwickeln können. Danach könnte eine andere Person nachrücken. Die Entwicklungsschritte im ersten Jahr waren bei der jetzigen Mitarbeiterin gross – es wäre schön, wenn mehrere Menschen davon profitieren könnten.
Danke für dieses Gespräch und Gratulation zu Ihrer Innovation.
Ich denke, dieses Beispiel zeigt schön auf, dass Inklusion bei jeder Firma gelingen kann. Gerne unterstütze ich Sie bei Ihrem nächsten Inklusionsprojekt, auch bei kleineren Firmen.

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